Was ich von Bonofa und OneCoin wirklich gelernt habe

Ich wollte immer schon selbstständig sein. Nicht abhängig, nicht auf einen Chef angewiesen – mein eigenes Ding machen. Und dann kam Bonofa.
Eingeladen hatte mich ausgerechnet mein damaliger Chef – jemand, den ich sehr geschätzt habe, mein Mentor. Ich war neugierig, offen – und sagte ohne groß nachzudenken: Ja. Die Präsentation? Hochglanz. Die Idee? Genial. Produkte, ein Online-System, Verdienstmöglichkeiten, Gemeinschaft. Ich war angefixt – das war mein Sprungbrett in die Selbstständigkeit. Und ich stand zu 100 % dahinter.
Ein Bekannter sagte mir sogar: „Allein das Webinar-Programm ist das Geld schon wert.“ Und ich dachte: Na also – Produkte, System, Erfolg. Was soll da schiefgehen?
Ich organisierte Abendmeetings, fuhr auf Veranstaltungen, lud Freunde ein. Die Devise war immer: „Bring jemanden mit – wir überzeugen ihn schon.“ Ich lieh mir Geld, investierte, überzeugte andere. Ich war überzeugt – das war mein Weg.
Dann kam die große Veranstaltung – und mit ihr die Polizei. Die Kripo stand mit im Saal, während wir hochmotiviert feierten. Es hieß später, es habe nichts direkt mit Bonofa zu tun, sondern mit anderen Investitionen, die rechtlich problematisch waren. Aber egal wie: Es war vorbei.
Doch an Aufgeben dachte keiner. „Wir haben einen Nachfolger“, hieß es. Das Bonofa-Guthaben konnte in OneCoin übertragen werden – als Startkapital für die neue Chance. Und diesmal war es noch größer: ein Coin, der besser als Bitcoin sein sollte. Du musstest nur andere mit einschreiben, dann konntest du „schürfen“, es wurde „gesplittet“, dein Kontostand wuchs – und der angebliche Wert der Coins gleich mit.
Es gab sogar einen Shop – DealShaker – dort konnte man Produkte, Häuser, sogar Autos mit OneCoin zahlen. Der Wahnsinn.
Und dann? Dann war Ruja weg. Einfach verschwunden. Keine Antworten, keine Auszahlung. Alles zerbröselte. Und irgendwann kam die Post von der Kripo. Ich musste zur Vernehmung nach Saarbrücken – denn ich hatte ja mitgemacht. Aber ich war nur einer von vielen, die geglaubt hatten. Ein kleiner, verarschter Niemand.
Mir wurde dort gesagt, dass bei den „großen Jungs“ die Telefone abgehört wurden. Und dass man sich wohl schön über uns kleine Gläubige lustig gemacht hat. In der Hölle sollen sie schmoren.
Was ich heute daraus gelernt habe
- Wenn’s zu gut klingt, ist es das meistens auch.
- Vertrauen allein reicht nicht – auch Mentoren können sich irren oder blenden lassen.
- Ein echtes Produkt ist kein Beweis für ein funktionierendes Geschäftsmodell.
- Netzwerk-Modelle belohnen oft nicht die, die arbeiten – sondern die, die früh andere überzeugen.
- Gier ist leise. Sie verkleidet sich als Vision.
Ich schäme mich nicht für das, was war. Ich war offen, ich war mutig, ich war naiv. Heute bin ich vorsichtiger – aber nicht verbittert. Ich teile diese Geschichte, weil ich weiß: Es gibt viele da draußen, denen es ähnlich geht. Und wenn einer weniger Lehrgeld zahlt, weil er das hier liest – dann war es das wert.
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